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1.
Prolog 01:25
Text: Augustinus (354-430)
2.
130.000 Schritte 130.000 Schritte. 130.000 angstvoll angespannt anklagende Blicke. In ihre Richtung dreh ich mich um, wenn ich sie es nicht mitkriegt. 130.000 schmerzende Stiche Mitten in die empfindliche Mitte Meines in 130.000 Scherben zersprungenen Seins. Ich muss einfach immer weiter wandern. Beständig begleitet von meinem mittelmäßigen Mantra: Wir sind bald da. Setz’ einfach immer nur einen Fuß vor den anderen. Immer nur einen Fuß vor den anderen. Immer nur einen Fuß vor den anderen. Reisestrapazen lenken bisweilen ab von meinen trüben Tagtraumgedanken, Die sich bisweilen allzu gerne zurück in diesen Alptraum verwandeln. Unser Wandern im Tandem gleicht bei der Betrachtung durch andere Wohl mehr einem trunkenen Wanken. Ich bin die nur klägliche Karikatur von 'nem Mann, der seiner Frau keine Hilfe sein kann und Würde ich mein Innerstes nach außen drehen, Wären dort bestenfalls nur Fragmente von farblosen Fragezeichen am Ende Von allen Sätzen, die mir einmal heilig waren, Zu sehen. Um im schlechtesten wärst du Zeuge der zerfetzten Reste meines Vertrauens. Zumindest von dem bisschen, das davon noch da ist, nebst des eingetretenen Zauns Mit dem abgeblätterten Lack der Liebe vor dem imaginären Haus Unserer glücklichen Zukunft. Der Herr ist mein Hirte, Und mir fehlt es an nichts. Aber wenn ER mich derartig führt, Könnt' ich auch gut drauf verzichten. Natürlich sag ich das nicht. Aber woran halte ich mich - Fest? Und ist mein Glaube nicht genauso kindlich naiv wie meine Liebe zu ihr? Ich mein, ich weiß ganz sicher, dieses Kind ist nicht von mir. Wie lächerlich leichtgläubig kann man denn sein, Wenn die ganze Stadt genau weiß, Dass sie nicht treu zu sein scheint? Und die Begründung ist nicht mal: Sorry, tut mir leid! Sondern: Das Baby in mir ist vom Heiligen Geist. Entschuldige, Süße, aber konnte die Ausrede nicht wenigstens ein klein wenig besser sein? 130.000 Schritte mit nichts in der Hand, Außer dieser haarsträubenden an den Haaren herbei gezogenen Gute-Nacht-Geschichte. Und ist diese aberwitzige Engelsvision möglicherweise nur meinen überstrapazierten Gedanken entwichen, Weil ich mich mit aller Gewalt trotzig dran klammer, dass sie gerade das nicht ist? 130.000 Schritte. 130.000 Tänze zwischen Zweifeln, Glauben und Wissen. Zwischen Zuhause und dem Ziel nach Hundertdreißigtausend Schritten Erreichen wir jetzt übermüdet ungefähr die Mitte. Sie sitzt wenig würdevoll auf dem Rücken des Esels, Spürt sie doch jedes Schlagloch der Straße und jede Bewegung, des Tieres. Schwitzend, schwanger, fast selbst noch Kind, mit schwindender Kraft Spiegeln ihre großen Augen Angst. Und wär hier wirklich Gott am Werk, fehlt dann nicht irgendwie der Glanz? Der Gott des Exodus, der Wolkensäulen und Feuerflammen? Und sag mir, wie passt ER denn überhaupt Mit jemandem wie uns zusammen? Denk ich so bei mir! 130.000! Million von Gedanken. „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären; und man wird ihm den Namen Immanuel geben“, das heißt übersetzt: „Gott mit uns“. (Die Bibel, Matthäus 1,23)
3.
Und während ich mich noch frage, wie das denn passt - bist du einfach passiert. Aber nicht an mir vorbei, sondern zu mir hin, Obwohl ich hier doch begrenzt, fehlerhaft, unvollkommen und so menschlich bin. Du machst den Kontrast reich, Welt weit - den Wert voll, du bist mein Gegensatz Und doch formst du zum ersten Mal für mich überhaupt ein vollkommenes FÜR. Ein FÜR: im schwarz und weiß - Licht und Nacht - mitten drin und der Rand der Gesellschaft, Himmel und erforschte Natur, Gesetzte Zeit und Ewigkeitsspur, Geheimnis und für alle zu erfahren, Unverständlich und doch die Antwort auf Fragen, Hochaktuell und doch in der Zeit spezifisch und individuell, Mensch mit Körper, Seele, Geist, Göttliche Dreieinigkeit, Gott und Mensch, Gott als Mensch, Gott für die Menschen. Du machst hier den Kontrast reich, Welt weit - den Wert voll, Bist mein Gegensatz und formulierst doch ein FÜR, Ein Bunt, Die Überwindung der Kontraste, Was Grenzen umfasste, Und was sie auch sind, Das zählt nicht mehr, weil du hier bist ... du und trotzdem ein Kind. In dem Gewöhnlichen das Göttliche. In einem Baby das Allmächtige. In ein einer Welt der Menschen - in einer Welt von uns - Nicht nur schwarz und weiß, Sondern plötzlich auch Gegensatz-Kunst. Ich würde nicht behaupten, ich könnte dich begreifen oder verstehen - Mit dir Leben zu leben, scheint mir immer wieder neue Fragen zu geben. Du bist größer, weiter, du bist unveränderlich - Ich, ich bin so unbeständig. Du schließt einen Bund mit mir und du hältst den auch ein. Du weißt, wie und wo ich bin, und kommst trotzdem in meine Situation hinein. Du bleibst und du bist. Ich reise umher und frage, wo Heimat ist. Du bist derjenige, der mir Liebe erklärt und Liebe gibt, Derjenige, der in mir mehr, als ich jemals selbst sehen könnte, sieht Du bist der, der mich mit Namen benennt, Der jeden einzelnen meiner Gedanken nachvollziehen kann und kennt. Ich bin wortarm, wenn ich versuche, dich zu beschreiben, Nichts Menschliches scheint sich auf deine unglaubliche Göttlichkeit zu reimen Und dennoch du lässt mich sein, du lässt mich schreiben, Du bist nicht gegen mich, du bist mein FÜR, Immer und immer wieder der Zugang, die Tür Zu dem, was vorher nicht möglich schien - Das schenkst du uns, dass Schwarz und Weiß - ungetrennt und Unvermischt und doch nebeneinander, Ohne, dass man Grenzen sieht Plötzlich ein Bunt ergibt. Und während ich mich noch frage, und nach Antworten suche, Wie das denn machbar sein kann, Da fängst du wieder ganz geduldig am Anfang an Und während ich denke, dass das doch nicht passt, Passierst du einfach, Aber nicht an mir vorbei, Sondern zu mir hin. Du sagst, dass es sein kann, Dass du hier bist und ich hier bin. Du formulierst als Gegensatz für mich ein FÜR - Immer und immer wieder. Ein Für mich.
4.
Ein Weihnachtsklagelied Fröhliche Weihnachten allerseits! Aber, ich weiß nicht, tut mir Leid irgendwie fällt mir das schwer zur Zeit. Die Sache mit dem Fröhlich sein. Freue dich Welt, dein König naht, haben sie gesagt Aber fühlt es sich nicht manchmal an, als hätten wir der Tür die Tür vor der Nase zugeschlagen? Und ganz ehrlich, selbst wenn nicht und der König wirklich naht ist doch wie beim ersten Mal hier ohnehin nicht wirklich Platz. Der Thronplatz besetzt von unserer Vision vom sogenannten sorgenfreien Leben, wohlverdientem Wohlstand und der Gleichgültigkeit, exportiertes Unrecht nun nicht mehr zu sehen. Seine runde Kunstwerkkugel, sein blauer Planet, ächzt und stöhnt mit der Schöpfung, die sich Advent herbei sehnt während wir uns unbeeindruckt mit ungewaschenen Händen weiter an ihr vergehen. Wir verkaufen Waffen an Länder, die sie gierig raffen am Ende steht die Stadt dann in Bränden, mit Blut an den Händen, fantasieren wir fahrig von Festungsmauern, wenn deren verängstigte Menschen schutzsuchend in unserer Richtungen rennen. Ich kam gar nicht so schnell mit dem neuen Profilbild hinterher, hab ich den aktuellen Hashtag? Und sagt das über mich nicht mehr, als alles, was ich jetzt sprech? Denn selbst Kritik und Trauer formuliert sich vergleichsweise leicht, denn in meinem Bereich ist die Meinung ja frei und wirkliches Leid, seh ich höchstens kurz online, wenn jemand es teilt. Freue dich Welt klingt insgesamt gerade etwas viel verlangt. Aber ist Weihnachten nicht genau das? Ein Lichtblick im Dunkel der Ungerechtigkeit? Frieden im Angesicht von Unrecht und Ausbeutung. Berufung für unscheinbare und unqualifizierte. Rettung für Gefangene. Hoffnung für Verlorene. Gloria für Ungebildete Einladung für Unwillkommene Gemeinschaft mit Unerwarteten. Da ist weder Jude noch Heide, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle eins in dem Retter, der in der Krippe liegt. Irgendwie. Freue dich Welt, dass du dir nicht selbst überlassen worden bist. Auch wenn es sich manchmal verdammt danach anfühlt. Freue dich Welt, dass die Liebe mehr Leuchtkraft hat als dieser hinterhältig hässliche Hass Freue dich Welt, dass dein König dir naht. Gloria in elxecis deo und Friede auf Erden bei den Menschen, die er gerne hat. Und ist es nicht ein wenig tröstlich, dass während die Nacht anbricht, dass Licht der Welt geboren ist? Dieses unscheinbare Kind unbedeutender Eltern. Hilflos und wehrlos und gleichzeitig sehr groß. Er, der Leben schuf mit einem Wort. Bindet sich ganz fest zu uns an einen Ort. In einer Krippe aus aus Holz, von nem Baum, den er selbst gemacht hat, in nem Stall aus Holz, von nem Baum, den er selbst gemacht hat, atmet er die ersten behutsamen Atemzüge Sauerstoff, den er selbst in die Atmosphäre gelegt hat, auf einem Planet, den er dorthin gehängt hat, wo er sich nun dreht. Seht! Der König des Friedens! Immanuel. Gott ist bei uns! Freue dich Welt! Dein König ist dir nah! Er! Die Liebe in Person. Der den Unsichtbaren sichtbar macht und mitten unter uns wohnt. Er stürzt sich hinein. In die stinkenden Fluten unseres Ungerechtigkeit Teichs, und stellt seine Füße mit uns gemeinsam mitten ins Leid. Und deshalb lachen wir mit den lachenden. Feiern mit den Feiernden, klagen mit den klagenden und weinen mit den Weinenden. Und feiern irgendwie auch wie sie fallen, diese Feste weil wir glauben, dass der Schöpfer des Alls, uns alle nie mehr fallen lässt.
5.
ALLES LIEBE ZUM GEBURTSTAG Du bist eingeladen, dabei zu sein, dazuzugehören. Es ist Liebe, die da zu dir fließt, auch wenn das nicht bedeutet, dass es jegliche Schwierigkeit ausschließt: denn nur weil wir jetzt Weihnachten feiern, wird trotzdem deswegen nicht alles besser, hält plötzlich die Familie nicht fester zusammen, nur weil wir jetzt Weihnachten feiern, wird es vielleicht dennoch Konflikte geben, Beziehungen auseinander gehen, Andere wieder enger zusammenleben werden trotzdem manche aufgeben, andere aufleben, einige abheben, und Gewillte abgehen, nur weil wir jetzt Weihnachten feiern, ändert es nicht unseren Rhythmus, nicht unsere Natur, es ändert nicht die 12 Stunden unserer Uhr und es macht auch nicht aus Moll nur noch einen in sich harmonierenden Akkord in Dur. Es wird nicht plötzlich alles schön und wunderbar, aber weil wir Weihnachten feiern, ist die erneute Erinnerung da: in unserer Welt, da sind Wunder nah und sicher nicht gewöhnlich, aber möglich. Denn hier, hier wird uns angeboten, ein Teil von etwas Großem zu sein, nicht nur damals, auch heute, lädt man uns zu der größten Geburtstagsfeier überhaupt ein. Ich wünsch uns zu Jesu Geburtstag, dass jeder einzelne Advent eine Einladungskarte auf seine Feier ist und wir diese annehmen Ich wünsch uns zu seinem Geburtstag, die Fähigkeit, nicht nur punktuell zu glauben, sondern auch mal einem Prozess zu vertrauen, Jesus wird als Kind geboren und wächst erst einmal auf, das ist kein Instantplan, kein Sprint, eher ein Marathon-Lauf, aber er- er hält den aus und lässt sich darauf ein, darum wünsch ich uns, dass auch wir uns trauen, mal geduldiger zu sein. Ich wünsch uns zu seinem Geburtstag Geschenke, die wir nicht auspacken müssen und auch nicht ein, ich wünsch uns, dass sie in uns sind und da auch bleiben und wir sie vermehren und weitergeben, ich wünsch uns, dass wir dadurch Leben teilen und Leben geben. Und Jesus, ich wünsch dir zu deinem Geburtstag, dass alle die, die du eingeladen hast, dass die auch kommen, all die Frommen, all die Distanzierten, all die Bodenständigen und Faszinierten, all die Uninteressierten, all die Gut-Gelaunten, all die Weit-Geschätzten all die Nüchternen, all die Gestressten all die, die fröhlich und gut gestimmt Weihnachtslieder singen und alle die, die Zweifel und Sorgen, Fragen mit sich tragen und mit sich bringen, danke dir, dass wir- egal wie und womit wir kommen- die Chance haben an deiner Geburtstagstafel einen Platz zu finden, danke dir für die Möglichkeit an dem größten Geburtstag aller Zeit, sich eingeladen und Gast zu nennen Danke, dass Liebe fließt Und du uns Zugehörigkeit gibst. Alles Liebe fließt zu uns durch dein Geburtstag. Alles Liebe. Fließt. Stetig.

credits

released December 19, 2016

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about

Marco Michalzik & Manuel Steinhoff Darmstadt, Germany

Marco Michalzik aus Darmstadt ist ein deutschsprachiger Spoken Word-Künstler, Lyriker und Songwriter. Seine Texte erschienen auf zahlreichen Buch- und Musikveröffentlichungen. Mit dem Musiker und Produzenten Manuel Steinhoff entwickelte er das Projekt #poetrymeetsbeats - eine Symbiose aus gesprochenen Texten und live gespielten elektronischen Beats. ... more

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